By Published On: 25. Mai 2023Categories: MAERA InsightsTags: , , , , , 3,4 min read

Ich war mit meinem Fahrrad auf dem Weg von unserem Büro in Köln nach Hause. Einem schon über 16 Jahre alten Trekkingbike, von mir geliebt, gehegt und gepflegt und vor ein paar Jahren von Hand dunkelgrün foliert, weil die ursprüngliche blaue Farbe verschlissen war. Im Fahrradkorb und auf dem Rücken hatte ich meine Workshop-Materialien dabei. Ein typischer Tag. Und auch die Aussicht, die ich auf einem Teil meiner Strecke genießen durfte, war für diesen Kölner Stadtteil typisch: zwischen den grauen Häusern Brache, wenig Grün, öde Gegend. Neu war allerdings diese Baustelle auf der brachliegenden Fläche. Was dort wohl entstand? 

Ein paar Wochen später war dort etwas Tolles entstanden. Etwas, was vielen Unternehmen oder Führungskräften, vielleicht ja auch dir bewusst machen kann, wie Veränderungen erfolgreich angepackt werden können: Es war ein riesiger Spiel- und Sportplatz!

Veränderung erwünscht!

Welche Veränderungen hast du dir schon von deinen Kolleg:innen oder deinen Mitarbeitenden gewünscht? Vielleicht Klassiker wie: „Ich wünsche mir, dass meine Mitarbeitenden sich mehr einbringen und nicht nur ihre To-dos abarbeiten!“ Oder: „Meine Leute sollen kreativer werden!“ Einer der Top-Wünsche in Unternehmen, der mir immer wieder begegnet – geprägt durch die vergangenen Jahre mit verstärkter Remote-Arbeit, ist: „Ich möchte, dass meine Mitarbeitenden, die Teams, auch die Abteilungen untereinander, enger und effizienter zusammenarbeiten.“

Das sind alles sehr berechtigte Wünsche. Aber: Wie oft bleibt die gewünschte Veränderung auf der Strecke? Liegt die Kreativität brach? 

Meiner Erfahrung nach kommst du mit Wünschen und Appellen nicht weiter und da ist es ganz egal, ob du mit deinen Ideen für Veränderung auf taube Ohren triffst oder ob alle davon begeistert sind. Was oft fehlt, ist das, was die Baustelle auf meiner Wegstrecke hat entstehen lassen.

Veränderung geschieht

Anstelle einer düsteren Schmuddelecke mit einer einsamen kaputten Schaukel gab es nun mehrere schicke Schaukeln, ein Klettergerüst, Sandkästen, Rasenflächen und schattige Bänken zum Verweilen. Als Highlights ein Fußball- und ein Basketballfeld. Alles war abends beleuchtet. Und was daran so toll war: Kaum war der Spielplatz eröffnet, waren da so viele unterschiedliche Leute da: Kinder, die lachten, Muskeljungs, die sich die Basketbälle zuwarfen, ältere Damen, die im Schatten auf der Bank zusahen und plauderten. 

Als ich das von meinem Fahrrad aus sah, dachte ich: Ja, so sollten es die Führungskräfte in Unternehmen handhaben. Statt zu appellieren, dass die Kids weniger an der Playstation spielen, sondern lieber mal raus sollen, ist schwierig, wenn es weit und breit kein anderes Angebot gibt. Aber wenn du einen Ort schaffst, wo sie das tun können, was du dir wünschst, dann gehen sie möglicherweise freiwillig hin. Und wer weiß, was daraus noch alles entstehen kann?

Veränderung fördern

Strukturen zu schaffen, Räume im übertragenen Sinne zu schaffen, an denen Veränderung passieren kann, ist ein Weg, den ich für erfolgversprechender halte, als wieder und wieder zu sagen: „Bitte sei doch mal kreativer! Arbeitet doch mal besser zusammen!“ Oder auch Strukturen abzuschaffen, die verhindern, was du dir wünschst. Also: Wo ist bei dir ödes Brachland im Unternehmen zu finden?

Ich schlage vor, dass du dir die Strukturen und Prozesse mal im Hinblick auf deine Wünsche anschaust. Gibt es bei dir im Unternehmen überhaupt den Raum, dass deine „Muskeljungs“ sich kreativ austoben können? Ist die Kultur im Unternehmen so, dass deine Leute nicht nur zusammenarbeiten wollen, sondern das auch produktiv tun können? Wird das geschätzt? Oder werden eher Einzelkämpfer gefördert? 

Was hemmt deine Mitarbeitenden? Wenn du dir den Weg anschaust, auf dem dein Unternehmen unterwegs ist, erkennst du sicherlich die hässlichen Ecken oder die Hindernisse. Dann kannst du die Rahmenbedingungen angehen und so einen Spielplatz für die Potenzialentfaltung und für wirksame Veränderungen bauen. Dein Unternehmen, deinen Arbeitsbereich so zu einem Ort machen, an dem Veränderung nicht nur gewünscht wird, sondern passieren kann.

Sabine