By Published On: 30. August 2023Categories: MAERA InsightsTags: , 3,3 min read

Du weißt, Christian, bei uns geht gerade unglaublich viel vor sich. Es ist erstaunlich, wie sehr wir in den letzten Jahren gewachsen sind. Mein Team zeigt eine Menge Engagement, ist total motiviert… Die sind alle richtig heiß darauf, unser Unternehmen voranzubringen!

Thilo saß mir beim Mittagessen gegenüber. Wir kennen uns schon seit einer ganzen Weile und gehen gelegentlich zusammen in der Mittagspause essen. Er hat ein tolles Unternehmen aufgebaut, mit über 300 Mitarbeitenden und hat wirklich allen Grund stolz zu sein. Aber jetzt schien er eher bedrückt und ratlos. „Aber… Was ist das Problem?“, fragte ich nach.

„Keine Ahnung, ob das alles in die richtige Richtung geht. Es gibt gerade viel Veränderung im Unternehmen. Es gibt so viele Teams, viele fangen an mit agilen Methoden zu experimentieren, andere haben schon viel gute Erfahrung mit Scrum gesamten. Aber jedes Team kocht gerade sein eigenes Süppchen. Ich verliere den Überblick. Es ist wie eine Flotte von Booten, die da herumfahren. Und jedes Boot hat seinen eigenen Kapitän, der in eine andere Richtung steuert. Aber als CEO sollte es doch eigentlich meine Aufgabe sein, oder nicht?“, Thilo sah mich mit einem unglücklichen Ausdruck an.

Agiler Alleingang

Ich nickte … und verstand. Thilo war immer ein Verfechter von Agilität und einer dynamischen Arbeitsweise gewesen. Das war es, was seine Kunden forderten: eine noch engere, noch schnellere Zusammenarbeit. Flexibilität. Er wollte Leute in seinem Unternehmen, die selbstständig denken. Und anpacken. 

Hier ging es nicht um Macht. Das Problem war nicht der Geschäftsführer, der den Finger auf jede einzelne Entscheidung legte und so die eigenständige Entwicklung ausbremste. Das Problem waren die punktuellen Veränderungen in seinem Unternehmen, die Silos, die fehlende Klarheit, der große Überblick. 

Denn diesen Punkt hatte er bereits richtig erkannt: Genau das war seine Aufgabe als CEO: Klarheit schaffen in der Ausrichtung der Veränderungen – was müssen wir in Zukunft können/ wo wollen wir hin?

Der Leuchtturm deines Unternehmens

Transformation und Organisationsentwicklung – das sind keine Bereiche, die du in deinem Unternehmen einfach an verschiedene Abteilungen outsourcen kannst. Denn du als Führungskraft gibst vor, wohin es geht. Übernimmst die Führung: Du baust den Leuchtturm für das gesamte Unternehmen.

Auf diese Weise brauchen deine Leute nicht alle die gleiche Arbeitsweise, sie können weiterhin agil arbeiten und Weiterentwicklung in ihrem Bereich vorantreiben. Aber sie sind involviert in das große Ganze. Nicht jeder sucht alleine in einem einzelnen Ruderboot nach dem richtigen Weg, sondern alle sitzen im gleichen Boot, steuern auf den gleichen Leuchtturm zu. Denn Veränderung geschieht gemeinsam. 

Du bündelst die Energie anstatt jedes eigenständige Arbeiten auszubremsen: Die einen kümmern sich darum, die gefährlichen Piranhas abzuhalten, die anderen sorgen für genügend Trinkwasser auf dem Boot und die nächsten stellen die Verpflegung sicher. So wird dein Unternehmen zum Team. Alle sind involviert – für die gleiche Sache.

Gemeinsame Transformation

Als ich ein paar Wochen später wieder mit Thilo zum Mittagessen verabredet war, begrüßte er mich mit einem breiten Grinsen. „Das mit dem Leuchtturm war echt gut.“ Er hatte sich seine Führungskräfte aus den einzelnen Teams geschnappt und Ziele festgelegt. Eine große übergeordnete Vision für sein Unternehmen und viele Etappenziele für die einzelnen Bereiche. „Jetzt ist es unser aller Projekt. Die sind alle nach wie vor total selbstständig und arbeiten agil in ihrem Bereich. Aber wenn jetzt neue Projekte aufkommen, hinterfragen die Teams sogar schon selbst: ,Inwiefern zahlt das auf das große Ganze ein?’“

Für mich ist Thilo ein Paradebeispiel, wie Transformation in Unternehmen wirksam vollzogen werden kann. Nämlich nicht, indem jeder allein im Kämmerlein vor sich hin tüftelt, sondern indem du ein gemeinsames Vorhaben daraus machst. Alle Bereiche – für ein Ziel.

Christian Hahlen