By Published On: 24. August 2023Categories: MAERA InsightsTags: , , 2,7 min read

Draußen wird es schon dunkel, aber mein Laptop leuchtet noch hell. Morgen ist ein wichtiger Workshop mit Kunden, der dringend fertig vorbereitet werden will. Aber ich bin abgelenkt: Ist das nicht alles zu banal? Ist das für meinen Kunden überhaupt wertvoll?Die Zeit läuft davon und mit jeder verstrichenen Minute steigt mein Stresspegel: Die Vorbereitungen sind viel zu langsam! Warum komme ich nicht schneller voran? Apropos schnell: Müsste die Transformation bei dem Kunden nicht eigentlich auch viel schneller laufen?

In solchen Momenten spüre ich: Mein Fokus liegt im Außen. Meine Unzufriedenheit lässt mich unfokussiert und unproduktiv werden. Zum Glück habe ich mittlerweile herausgefunden, wie ich dann wieder zurück zu mir und zum Fokus finden kann. 

Fokus und klare Ansagen

Wenn ich das Gefühl habe, nicht im Hier und Jetzt zu sein, rolle ich meine Yogamatte aus. Entweder morgens in meiner Yogaschule, oder mental, wenn ich grade arbeite. Denn Yoga hilft mir, den Fokus wieder zu finden. Die unzähligen Ansagen meiner Yoga-Lehrerin habe ich inzwischen verinnerlicht: „Bleib’ auf der Matte! Bleib’ bei dir! Guck nicht nach links und nicht nach rechts.“

Beim Yoga zählt nur das, was gerade ist. Zum Beispiel mein rechtes Knie, das fühlt sich heute geschmeidig an. Gestern hat es etwas gekniffen. Interessant. Beim Yoga bewerte und interpretiere ich nicht. Ich nehme die Situation so an, wie sie ist. 

Das hilft mir dabei, genau zu differenzieren und nicht sofort in eine Wertung zu kommen: Was kommt von mir und was kommt von außen? Dieser Blick ist für mich im Job total wertvoll: Wenn ich zum Beispiel zweifle, ob mein Vorgehen zu banal für den Kunden ist, dann kommen diese Zweifel von mir. Der Kunde war immer zufrieden – er hat sich sogar gewünscht, die Basics ausführlich zu behandeln. Werde ich ungeduldig, weil wir in einem Prozess eine Extrarunde drehen müssen, kommt diese Ungeduld von mir. Weil ich Kunden kenne, bei denen es schneller funktioniert hat.

Ein Schritt zur Seite für den Blick aufs Wesentliche

Ich habe gelernt, einzuordnen und die Situation von außen zu betrachten. Ein Schritt zur Seite ist manchmal wertvoller als ein vermeintlicher Schritt voran. Wenn du dadurch erkennen kannst, was wirklich wichtig ist für ein Unternehmen, kannst du dich auf das Wesentliche konzentrieren und verlierst keine Energie. Nicht ohne Grund wird Fokus als ein zentraler Wert in agilen Methoden gesehen. In Scrum oder Kanban ist der Rahmen so vorgegeben, dass man um die Fokussierung nicht herum kommt. Diesen Grundsatz finde ich auch im Yoga wieder. 

Neulich abends bei den Workshop-Vorbereitungen klappte ich den Laptop beherzt zu. Am nächsten Morgen stand ich früh auf und ging auf meine Yogamatte. Hätte ich stattdessen noch mehr Details des Workshops vorbereiten können? Bestimmt. Aber dank meiner Session auf der Matte ging ich entspannt und klar zu unserem Kunden. Ich hatte einen freien Kopf und konnte den Fokus voll und ganz auf das Thema meines Kunden legen. Und dadurch auch spontan auf Änderungen während des Workshops reagieren. 

Wie ist das bei dir? Was hilft dir dabei, dich aufs Wesentliche zu konzentrieren? Ich bin gespannt, was deinen Fokus ins Hier und Jetzt lenkt.

Sabine