By Published On: 20. Juni 2023Categories: MAERA InsightsTags: , , 2,7 min read

Was sind die drängendsten Probleme bei dir im Unternehmen? Der Druck, mit Veränderungen klarzukommen? Das Gefühl der Überforderung? Mitarbeiter, die nicht gut genug performen? Vielleicht bist du mit deiner eigenen Wirksamkeit nicht zufrieden?

Was ich sehr interessant finde: Wie oft bei Problemen in Unternehmen der Weg des Drucks. So nach dem Motto: Wenn es nicht so läuft, wie es laufen soll, dann lass uns den Druck auf die Teams erhöhen! Ein Weg, der nichts löst, sondern dir nur neue Probleme beschert.

„Mehr Druck bringt mehr Output!“

Der Druck auf die Mitarbeitenden wird erhöht, weil daran geglaubt wird, dass mehr Druck mehr Output bringt. Eine Frage des Menschenbildes und das Erbe der tayloristischen Historie unserer Unternehmenswelt: Es laufen nicht genug Autos vom Band, dann lasse ich das Band schneller laufen. Dann müssen die Leute schneller arbeiten. Voilà, mehr Output. Druck wirkt!

Oder du gießt deine Pflanzen mit einem Schlauch, das Wasser tröpfelt nur. Also drehst du den Hahn auf, erhöhst den Wasserdruck. Passt. Aber wenn du den Druck immer weiter erhöhen könntest, dann wird der Widerstand im Schlauch immer größer und du verschwendest Energie. Dann sorgen physikalische Gesetzmäßigkeiten dafür, dass die Strömung im Schlauch chaotisch wird. Das Wasser fließt nicht mehr sauber, es verwirbelt, es wird gefährlich für die Stabilität des Schlauches.

Und in Organisationen läuft es nicht anders mit der Druckerhöhung.

Druck sorgt für Widerstand

Druck frustriert die Menschen. Die Motivation sinkt. Die Qualität sinkt. Nicht, weil die Leute gemein sind oder bösartig, weil sie faul wären und keine gute Arbeit leisten wollen und können. Sondern weil Druck für Widerstand sorgt, er sorgt für Chaos. Für Verwirbelungen im Team, die du nicht mit noch mehr Druck in den Griff bekommst.

Das Problem, wenn es nicht schnell genug geht, ist nicht bei den Mitarbeitenden zu suchen. Sie tun das, was sie tun können, so gut wie möglich. Das ist die Normalität, so wie ich sie sehe. Und daraus folgt, dass die Lösungen für Probleme nur mit den Menschen zusammen zu finden sind. Das geht besser gemeinsam.

„Wie kann ich dafür sorgen, dass die Programmierer schneller programmieren?“, so wurde ich nicht nur bei einem Workshop gefragt. „Lass dein Team in Ruhe arbeiten.“, das habe ich geantwortet. Je öfter ein Team gestört wird, je mehr der Druck erhöht wird, umso weniger wird am Ende dabei herauskommen. 

Statt den Druck auf Teams zu erhöhen, solltest du Hindernisse aus dem Weg räumen. Wenn du in der Druckerhöhung dein Heil suchst, übersiehst du schnell den veralteten Rechner, der agiles Arbeiten verhindert, weil er ständig irgendwelche Updates macht. Du übersiehst die vielen Kontrollmeetings die Zeit verbrennen. Du übersiehst behindernde Rahmenbedingungen.

Dein Unternehmen ist keine Maschine, bei der du nur mehr Gas geben musst, damit das Räderwerk besser läuft. Sondern ein Organismus, in dem autonome Einheiten zusammenarbeiten. Wenn du einen Organismus mit toxischen Materialien flutest, dann wird der nicht lange überleben. Druck ist toxisch. Er ist keine Lösung. 

Was tust also du, wenn es nicht gut läuft?