By Published On: 8. Februar 2023Categories: MAERA InsightsTags: , , , , 3,6 min read

„Ja? Nein? Vielleicht.Was sind deine besten Tipps für eine Transformation?“ Martina Stolz und ich sitzen im Auto, auf der Fahrt ins Büro. Die Stimmung ist offen und ausgelassen, wenn Martina mit mir über die aktuelle Transformation bei Rewe Digital spricht, sprudelt sie nur so vor Energie. 

Das Projekt betrifft hunderte von Mitarbeitenden, wir von MAERA begleiten nur einen kleinen Teil davon. Martina ist als Verantwortliche im Personalbereich eine treibende Kraft. Umso spannender finde ich es, ein paar Einblicke in ihre Erfahrungen zu bekommen. Einblicke, von denen ich glaube, dass sie auch für dich spannend sind, vor allem dann, wenn deinem Unternehmen eine solche Transformation bevorsteht …

1. Frage: Revolution oder Evolution?

„Auch wenn mein Herz zur Revolution tendiert, würde ich im Unternehmenskontext Evolution antworten. Das ist, was ich in der Realität sehe und was unsere gesellschaftlichen Strukturen in Deutschland zulassen.“

In der Regel überfordert es Unternehmen, wenn du zu viel gleichzeitig umsetzt. Die Devise von MAERA ist ebenfalls, das Ziel in kleinen, handhabbaren Schritten zu verfolgen. Ich würde niemandem raten, auf eine Revolution zu setzen.

2. Frage: Brauchen agile Arbeitsumgebungen noch Führungskräfte?

Dieses Mal kommt Martinas Antwort schnell: „Ich finde schon. Die Art und Weise, wie du Strukturen schaffst, Prozesse formulierst und Ziele setzt, hat einen großen Impact darauf, welche Kultur und dadurch auch welches Verhalten im Unternehmen entsteht. Hierfür braucht ein Unternehmen Führungsrollen: um das big picture zusammenzufügen. 

Wir einigen uns darauf, dass es eine andere Art von Führung braucht. Es braucht weiterhin Leute, die Verantwortung übernehmen. Leute, die das „big picture“, wie es Martina formuliert, im Blick behalten.

3. Frage: Haben Führungskräfte Angst vor New Work?  

„Vielen hilft Agilität, bzw. das was damit assoziiert wird auf den ersten Blick nicht.” Ein Logistiker kam neulich zu mir: ,Agiles Arbeiten geht gar nicht.’ Worum es bei ihnen ginge, wären stabile Prozesse, Liefertreue gegenüber ihren Kunden – alles Dinge, die durch Agilität boykottiert würden. Der Begriff ist mittlerweile total falsch belegt.“

Ich teile Martinas Erfahrungen. Viele Führungskräfte verstehen Agilität falsch. Diese Angst, was passiert, wenn das gesamte Team plötzlich selbstorganisiert arbeitet, und warum agile Führung trotzdem etwas bringt, beschreibe ich auch in meinem Blogbeitrag „Schluss damit! – Agile Führung statt Business-Theater“.

4. Frage: Was würdest du einem CEO raten, der vor einem Change steht?

„Es ist unheimlich wichtig, eine Person im Unternehmen zu haben, die wirklich an den Change, an die Transformation glaubt. Diese Person muss alle Missverständnisse und Fehlkommunikationen aushalten, es wird nicht leicht. Darüber muss sie sich im Klaren sein – und wie ein Fels in der Brandung stehen. Wenn der CEO das nicht selbst ist, sollte er eine solche Person für den Prozess suchen.“

Stärke und Klarheit. Eine große Veränderung ist keine Zuckerfahrt. Das erfährt gerade auch Martina live. Zum Glück hat sie eine solche willensstarke Galionsfigur in ihrem Unternehmen. Daher wäre mein persönlicher Rat an einen CEO: Sei dir klar darüber, warum hier was geändert werden soll – und steh dazu!

5. Frage: Welche Superkräfte braucht ein Change-Team? 

„Vor zwei Jahren hätte ich dir gesagt, die Superkräfte eines Change-Teams sind das Motivieren und ihre Begeisterungsfähigkeit. Heute sage ich dir, um solche Veränderung im Unternehmen zu organisieren und anzutreiben, braucht es Pioniergeist – und ganz viel Strukturierung. Die Superkraft ist, die richtigen Leute zur richtigen Zeit zum richtigen Thema an einen Tisch zu bringen. Natürlich ist auch die emotionale Komponente, die Fähigkeit zu moderieren, wichtig, aber die Strukturierung ist am wichtigsten.“

Ich parke mein Auto, schalte den Motor ab. „Schade, ich hätte mich noch stundenlang weiter mit dir unterhalten können.“ Und das meine ich auch so. Martina und ich teilen in vielen Bereichen die gleichen Ansichten, aber ihre Erfahrung öffnet immer wieder neue Perspektiven, von der auch du als Führungskraft oder Unternehmer profitieren kannst! Du musst keine Angst haben vor agiler Transformation, nutze lieber die Chancen, die diese bietet. Martina steckt selbst mittendrin in einem enormen Change-Projekt bei der Rewe Digital. Sie weiß also genau, wovon sie spricht. Fünf Fragen – fünf wichtige Erkenntnisse – und das alles auf einer einzigen Autofahrt.

Christian Hahlen