„Weißt du, ich dachte, ich wäre auf einem guten Weg. Das Team wäre auf einem guten Weg. Ich dachte, wenn wir auf Kollaboration setzen, die Arbeit im Team besser gestalten, dann werden wir auch schneller. Anpassungsfähiger. Durch unsere Aufteilung in kleine Teams könnten wir besser auf die Wünsche der Kunden reagieren. Besser mit ihnen kommunizieren. Weil wir unser Wissen im Team teilen und nicht nur 1:1 arbeiten. Aber diese Umstellung funktioniert einfach nicht. Irgendwo hakt es.“ Carola, die Teamleiterin eines mittelständischen Konzerns saß vor mir: resigniert. Frustriert. Fast schon verzweifelt.
Ihrem Team gegenüber versuchte sie noch Optimismus zu verbreiten: „Wir schaffen das schon. Dranbleiben! Es ist ein Lernprozess für uns alle.“ Stummes Nicken. Aber im Endeffekt wussten alle: Irgendwas in der Umsetzung hakt. Aber was?
Finde dein Problem
Die Mitarbeitenden, das Team als solches, waren nicht Carolas Problem, das war mir schnell klar. Sie waren allesamt engagiert und aufgeschlossen, hatten Lust auf die engere Zusammenarbeit. Carolas Sichtblende lag genau hier: in ihrer Fokussierung auf die Mitarbeitenden.
Aus Erfahrung weiß ich, dass das Problem, die eigentliche Blockade, gerade in dieser Simplifizierung der Dinge, liegt. Daran, dass du dir nicht den Gesamtkontext, sondern nur einzelne Aspekte anschaust: „Wir haben gemeinsam eine neue Form der Zusammenarbeit entwickelt. Mehr Team statt Einzelkämpfer. Eine neue Struktur geschaffen. Aber diese Idee auf die Straße zu bringen, daran scheitert’s, da kann ich reden wie ich will …“
Mir als Frohnatur wird oft ein regelrechter Überoptimismus nachgesagt. Aber der Erwartung, allein Appelle an Mitarbeitende könnten echte Veränderungen im gesamten Unternehmen bewirken, stehe auch ich pessimistisch gegenüber.
Einfach weil es tausende Gründe gibt, warum Veränderungen nicht zünden. Um diese zu entdecken, lohnt es sich, genauer – vor allem aus unterschiedlichen Blinkwinkeln – hinzusehen …
Entwickle deine Lösung
„Hast du denn schon mal eure Kunden, eure Stakeholder in eure Umstrukturierung einbezogen? Hast du sie gefragt, was sie eigentlich von euch als Team erwarten?“ Bei dieser Überlegung sah Carola überrascht auf. Denn genau das war der Kern, der die Arbeit des Teams behinderte. Die Kunden, mit denen das Team täglich kommunizierte, waren es nun mal gewohnt, nur einen einzigen Ansprechpartner im Team zu haben – und forderten das auch ein. „Ich muss ihnen also klarmachen, was unsere interne Kollaboration für sie bedeutet, welche Chancen sie schafft: Wir stellen uns breiter auf und werden dadurch effizienter, schneller. Für sie. Sie müssen dann nicht mehr warten, bis sich Petra um ihr Spezialthema kümmert. Weil Uli in dem Bereich genauso fit ist und gerade Kapazitäten hat, das zu erledigen. Das ist ein Gewinn für unsere Stakeholder.“
Der Groschen war gefallen. Durch diesen ganzheitlichen Blick auf den Gesamtkontext konnte Carola alte Gewohnheiten aufdecken, Strukturen identifizieren, auf die sie direkt Einfluss nehmen kann. Ohne weiter und erfolglos an ihr Team zu appellieren. Ich liebe solche Aha-Momente. Momente, die eine neue Perspektive eröffnen. Die Erkenntnisse schaffen, aus denen echte Lösungen entstehen.