Von Veröffentlicht: 8. Juni 2023Kategorien: MAERA InsightsSchlagwörter: , 2,9 min. Lesezeit

„Was du über Transformation und Agilität sagst, klingt sinnvoll und effizient. Transparenz erhöhen, Kommunikation verbessern. So machen wir das, Elmar – und wenn wir schon dabei sind, dann …“ – Ja, dann haben viele Entscheider den Impuls weiterzumachen, nicht beim ersten anvisierten Problem stehen zu bleiben. 

Wir können doch gleich noch die Probleme zwei, drei und vier mitnehmen und lösen. Die Situation ist komplex, das hängt alles zusammen!’ 

Aber wenn du einem solchen Impuls folgst, löst du nicht die Probleme in deinem Unternehmen. Du sorgst nur dafür, dass die Komplexität wächst. Und die wächst einem dann schnell über den Kopf. Weil man meint, alle Probleme auf einmal lösen zu müssen. Weil es ein Missverständnis über das Lösen von komplexen Problemen gibt.

„Warum einfach, wenn es auch komplex geht?“

Das Missverständnis lautet: Wenn du ein komplexes Problem hast, brauchst du eine komplexe Lösung.

Ich erlebe immer wieder, wie stark der Impuls ist, die gesamte Organisation auf den Kopf zu stellen, um die Probleme der Organisation zu lösen.

Dahinter steckt der Irrglaube, wenn eine bestehende Lösung ein Problem nicht löst, dann kann eine einfachere Lösung dieses komplexe Problem auch nicht lösen. Sonst hätten wir ja nicht so große Schwierigkeiten, die notwendigen Veränderungen durchzuführen. Also fügen wir noch ein wenig Komplexität hinzu. Warum einfach, wenn es auch komplex geht? Bekämpfe Feuer mit Feuer! Bekämpfe Komplexität mit Komplexität!

Ich möchte dir eine andere Herangehensweise an komplexe Probleme empfehlen.

Agil ist – einfach mit Komplexität umgehen

Wir bei MAERA verfolgen den Ansatz, mit Agilität die Komplexität aus dem Ganzen herauszunehmen. Einfacher machen statt komplexer, das ist agil. Nicht die ganze Organisation auf den Kopf stellen, sondern schrittweise vorgehen. Das aktuell wichtigste Problem identifizieren und mit einfachen Experimenten, kleinen Änderungen iterativ an die Lösung herangehen. Eins nach dem anderen. 

Agil vorzugehen bedeutet für mich, Komplexität anders zu denken. Nicht zu glauben, dass alles auf einen Schlag gelöst werden kann. Und um diesen großen Wurf zu machen, müssen komplizierte und komplexe Komponenten zur Lösung hinzugefügt werden.

Zum Beispiel funktioniert in vielen Unternehmen die Zusammenarbeit zwischen Unternehmensbereichen nicht. Für dieses komplexe Problem wird gerne folgendes Bild verwendet: Die einzelnen Zahnräder der Unternehmensmaschinerie greifen nicht optimal ineinander. Die Lösung, die oft gefunden wird, ist: Über diese bestehenden Strukturen wird eine weitere Struktur gelegt, die dann die ganze Maschine steuert. Damit erhöht man die Komplexität, wenn irgendwo ein Rädchen klemmt.

Wirksamer und einfacher ist es jedoch, das komplexe Problem grundsätzlich zu hinterfragen: Ist es vielleicht ein ganz anderes Problem, das dazu führt, dass z.B. die Zusammenarbeit nicht funktioniert? Sind vielleicht gerade die komplexen Strukturen das Problem?

Einfacher und agiler ist die Erkenntnis, dass Kommunikation und ganz klare Transparenz oft einen Teil der Komplexität verschwinden lassen. 

Einfach agil zu sein ist anspruchsvoll: Denn der Impuls, sich in der Komplexität zu verlieren, ist stark. Mein Rat: Widersetze dich dem Impuls, gehe geduldig Schritt für Schritt vor, sei kreativ in der Hypothesenbildung, wenn du Problemen und Lösungen auf der Spur bist. Wenn du agil bist, dann lass dir von der Komplexität nicht die Lust am Experimentieren nehmen, dann schätzt du die Einfachheit, weil du weißt, wie wirksam sie sein kann.