By Published On: 4. Juli 2023Categories: MAERA InsightsTags: , 3 min read

Eine klassische Situation: Du entwickelst ein Produkt, zum Beispiel eine Software. Und das Produkt wird zum versprochenen Zeitpunkt nicht fertig, obwohl deine Planung gut durchdacht war. Nun hast du ein Problem, in deinem Unternehmen und gegenüber deinem Kunden, dem du Zusagen gemacht hast: Du hast ein Preisschild an das Produkt gehängt und terminiert, wann er das Produkt bekommt. Du stehst unter enormem Druck.

Du bist einem Planungsirrtum aufgesessen.

Planung ohne Kenntnis

Welchem Planungsirrtum – oder besser gesagt Irrtümern? 

Der Planungsirrtum Nr. 1 besteht in dem Glauben, das zu entwickelnde Produkt im Voraus vollständig zu kennen. Wenn du ein Produkt für deine Kunden entwickelst, dann hast du zunächst einmal eine Vision, welches Problem das Produkt im Wesentlichen für deine Kunden löst. Aber ohne Feedback der Kunden, ohne Ausprobieren des Produktes, kennst du nicht die Details deines Produktes. Dein Blick auf dein Produkt ist immer eine Schätzung, kein Wissen. So vieles kann während der Entwicklung geschehen, was dein Produkt verändert. Das zu übersehen ist ein Planungsirrtum.

Planungsirrtum Nr. 2: Du denkst, dass du klare Aussagen darüber machen kannst, was das zu entwickelnde Produkt kostet und wann es fertig ist. Selbst wenn du dein Produkt perfekt kennen würdest, könntest du nicht mit Sicherheit sagen, welche Energie wirklich in die Entwicklung fließen muss. 

Produktentwicklung ist fast niemals ein gerader Weg von A, wo du deine Vision entwickelst, nach B, wo der Kunde steht und wo dein Produkt ein Problem des Kunden lösen soll. Planung bedeutet nicht, zwischen A und B eine Linie zu ziehen. Planung bedeutet, sich – und dem Kunden – einzugestehen, dass die Realität anders aussieht. Du kannst weder über das Preisschild noch über die Dauer der Produktentwicklung definitive Garantien abgeben.

Planung bedeutet Vertrauen

„Aber ich muss dem Kunden doch sagen können, wie teuer das Produkt ist und wann er es bekommt. Andere machen das doch auch. Sage ich meinen Kunden: ,Ich kann das nicht sagen.’ Dann sagt der: ,Warum soll ich dann zu euch gehen?’“

Das ist ein Problem. Stimmt. Und wenn ich über Planung spreche, kommt dieses Problem regelmäßig auf den Tisch. Aber wie oft scheitern Projekte trotz aller sorgfältiger Planung? Wie oft sind Produkte, die entwickelt werden müssen, nicht fertig?

Es gibt Wege von A nach B, bei denen ich mit großer Wahrscheinlichkeit sagen kann, wie lange ich dafür brauche und wie hoch der Einsatz ist. Oder wenn ein Produkt fertig gestellt habe, dann weiß ich, wie teuer es ist und kann es einem Kunden zu dem Preis verkaufen.

Das ist ein einfacher Weg. Aber ein Weg, der eben oft nicht das individuelle Problem des Kunden löst. Das kann nur ein auf seine Bedürfnisse hin entwickeltes Produkt. Und eine Produktentwicklung ist komplex (Komplexe Probleme lösen – einfach agil). Hier kann, wie detailliert die Planung auch ist, immer etwas passieren und / oder sich auch das Produkt im Prozess verändern.

Deswegen braucht Planung Vertrauen:. Das Vertrauen der Kunden in die Produktentwickler, dass sie das Beste für die Kunden wollen und auch so handeln. Dass sie das Budget und die Zeit sinnvoll und wirksam einsetzen.

Ist das Vertrauen da, dann musst du deinen Kunden nicht etwas versprechen, was du nicht halten kannst, weil auch niemand dieses Versprechen hören will. 

Vertrauen statt Verkaufen – ich denke, in diese Richtung geht die Entwicklung. Das zeigt mir das Interesse an Agilität und wirkungsvoller Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Zusammen das beste Produkt entwickeln, das mit dem zur Verfügung stehenden Budget zu bauen ist, das ist kein Irrtum. Ihr geht den Weg von der Vision zum Produkt gemeinsam.