30 Augenpaare sind auf mich gerichtet. Ein Workshop mit 30 Führungskräften eines großen Unternehmens. Keiner sagt etwas, als ich meinen letzten Satz ausspreche:
„Wenn ihr so vorgeht, wie bisher, so ziellos, dann hängt der Unternehmenserfolg an individuellen Helden. Dann ist euer Erfolg Zufall.“
Einige schauen betroffen zur Seite, weil ihnen klar wird, wie zufällig sie als Führungskräfte ihre Ziele verfolgt haben. Wie beliebig sie agiert haben. Und damit dir und deiner Organisation dies nicht auch passiert, hier ein paar Gedanken über Ziele …
Agilität und Ziele
„Hey, ihr bei Maera, ihr seid doch agil, was erzählst du denn dann von Zielen?“ – es ist ein häufiges Missverständnis, dass wer agil ist, keine Ziele braucht. Der Gedanke, der dahinter steckt, ist: Die dynamischen Arbeitsbedingungen sorgen eh dafür, dass jedes Ziel, was ich mir gebe, über den Haufen geworfen wird.
Und das stimmt ja auch: Klassische Zielsysteme basieren auf der Annahme, ich könnte die Zukunft voraussagen: Ich setze mir ein Ziel in einem Jahr, in fünf Jahren – und dann schaue ich in einem Jahr, in fünf Jahren, ob ich das Ziel erreicht habe oder nicht. Wenn du so mit Zielen in der Organisation umgehst, dann öffnest du dem Zufall die Tür. Weil dieser klassische Umgang mit Zielen eben der Dynamik nicht gerecht wird.
Wenn die Zukunft und die Arbeitswelt dynamisch ist, dann ist es für dich schlauer, ein Zielsystem zu haben, das es dir ermöglicht, deine Ziele dynamisch anzupassen. Eine spannende Methode dazu ist OKR (Objectives and Key Results). Der Gedanke ist, in kürzeren Zyklen auf deine Ziele zu schauen. Passen sie noch? Bist du noch auf dem richtigen Weg? Unter meinem Blog findest du dazu eine Abbildung, die dir die Idee verdeutlicht.
Aber was sind das für Ziele, die sinnvoll sind und die dafür sorgen, dass Erfolg nicht nur zufällig eintrifft?
Starke Ziele
Es sind starke Ziele. Was meine ich damit? Schau dir an, wie Menschen oft Ziele angehen, sehr beliebt sind ja gute Vorsätze. Und so oft werden die Ziele nicht erreicht, werden die Vorsätze über Board geworfen! Mehr Sport treiben, mit dem Rauchen aufhören … Das ist so, weil, so denke ich, diese Ziele nicht stark genug waren. Mein Ziel ist „Gutes Leben 80plus“. Warum? Weil ich da mein Grundmotive erkenne: aktiv sein, agil im Kopf und auf den Beinen. Ich möchte die Kinder meiner Kinder kennenlernen. Nicht gebrechlich auf der Couch hängen. Noch Dinge erleben können. Freundschaften pflegen. Diese Grundmotive leiten mich, weil sie eine Richtung vorgeben. Weil sie meine Energie lenken. Erkennst du für dich solche Grundmotive, dann geben diese deinem Leben eine Richtung. Und diese Erkenntnis ist eben kein Zufall, sondern hilft dir, die Frage nach deinen Zielen systematisch anzugehen. Starke Ziele passen immer zu deiner Grundmotivation.
Und nicht anders ist das in Unternehmen: Hier werden diese Grundmotive, die geeignet sind, die Energie in eine Richtung zu bündeln, meist Vision genannt.
Wenn du das Erreichen von Zielen nicht dem Zufall überlassen willst, dann brauchst du in deiner Organisation Klarheit über diese Vision: Wer sind wird? Wer wollen wir morgen sein? Wo wollen wir hin? Wie schaffe ich es, den Menschen nicht ein Ziel vorzugeben, sondern ihnen eine Vision zu geben, die sie dazu bringt, sich zu fragen: „Was kann ich dazu beitragen?“
Wenn du dich von klassischen Zielsystemen verabschiedest und dich systematisch auf die Suche nach den starken Zielen machst, wird der Erfolg kein Zufall mehr sein: Weil du etwas Verbindendes installierst, was dafür sorgt, dass nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht. Weil du dann nicht mehr von einzelnen Helden abhängig bist. Weil du damit eine ambitionierten Rahmen aufspannst, der für Orientierung und motivierte Zusammenarbeitet sorgt. Weil du dann dazu beitragen kannst, die Energie deiner Organisation strategisch zu bündeln, so dass alle in die Richtung unterwegs sind, die für dich in die Zukunft weist.