By Published On: 14. Januar 2022Categories: Agiles Wissen5,3 min read

Was ist eine agile Methode?

Laut Definition ist eine Methode “ein planmäßiges Verfahren, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen”. Auf die agile Arbeitswelt übertragen, sind agile Methoden definierte Vorgehensweisen, mit denen Unternehmen und Teams schnell mit sich verändernden Anforderungen am Markt umgehen können. Das bedeutet nach außen hin, Produkte und Services schnell anzupassen oder neu zu definieren. Nach innen, durch eine Lern- und Fehlerkultur das volle Potential der Belegschaft zu nutzen. Ihren Ursprung haben agile Methoden in der Softwareentwicklung.

Was macht eine agile Methoden aus?

Agile Methoden sind keine Patentrezepte. Sie basieren auf Werten und Prinzipien und sollen bestimmte Denk- und Sichtweisen etablieren, die beim Umgang mit komplexen Herausforderungen helfen können.
Alle agilen Methoden vereint, dass sie Ansätze aus dem Lean Management und das Prinzip des kontinuierlichen Lernens in kurzen Zyklen verbinden. Beispielsweise Inspizieren & Adaptieren in Scrum und den skalierten Frameworks, Kaizen in der Kanban-Methode nach D. Anderson und außerordentliche Kundenorientierung und Feedbackschleifen im Design Thinking.

Zu den bekanntesten agilen Methoden zählen:

  • Scrum sowie die skalierten Ansätze LeSS und SAFe
  • Kanban
  • Design Thinking

Die bekanntesten agilen Methoden im Überblick:

Scrum: Laut Scrum Guide ist Scrum “ein leichtgewichtiges Rahmenwerk, welches Menschen, Teams und Organisationen hilft, Wert durch adaptive Lösungen für komplexe Probleme zu generieren.” (Scrum Guide 2020). Scrum eignet sich für die kontinuierliche Neu- und Weiterentwicklung von Produkten oder Dienstleistungen innerhalb und außerhalb der IT.
Scrum erfordert ein crossfunktionales Team, das in enger Zusammenarbeit und schwerpunktmäßig an einem Produkt, einem Service oder einer Dienstleistung arbeitet. In Scrum arbeitet das Team in definierten, kurzen Zyklen – den Sprints – und überprüft regelmäßig die Effekte seiner Arbeit. Scrum ermöglicht durch zahlreiche Feedbackschleifen auf verschiedenen Ebenen eine empirische Vorgehensweise. So kann man offen und flexibel auf sich ändernde Anforderungen eingehen, ohne dabei sein Ziel aus den Augen zu verlieren. Scrum gibt ein schlankes Rahmenwerk vor, innerhalb dessen verschiedene Prozesse, Techniken und Methoden eingesetzt werden können.

LeSS: Das Large Scale Scrum Framework ist eine Methode, nach der Scrum auf mehrere verteilte Produktteams skaliert werden kann und eignet sich wie Scrum für die Produktentwicklung. Zentral sind dabei 10 Prinzipien, die grundlegende Ansätze aus Scrum, Lean und Kanban zusammenbringen, wie z.B. eine starke Kundenorientierung, kontinuierliche Verbesserung und empirische Prozesssteuerung. LeSS ist dabei auf eine Vereinfachung der Organisationsstruktur fokussiert, indem es flexibel und anpassungsfähig bleibt.

SAFe: Das Scaled Agile Framework ist ein weiteres skaliertes Rahmenwerk für große Unternehmen, das über die reine Skalierung von Produktentwicklungsteams hinausgeht und dabei weitere Ebenen eines Unternehmens, z.B. die Portfolio-Ebene, mit einbezieht. SAFe baut auf Ansätzen aus Lean, Scrum und Kanban auf und etabliert aufeinander abgestimmte Zyklen auf unterschiedlichen Ebenen. Auch bei SAFe bilden Prinzipien die Grundlage. Anders als LeSS etabliert SAFe weitere zusätzliche Rollen wie z.B. den Release Train Engineer. Dazu kommen weitere spezifische Prozesse, Artefakte und organisatorische Änderungen, die nicht auf jede Organisation passen.

Kanban: Die Kanban-Methode eignet sich für die Abarbeitung von Projekten, übergreifende Aufgaben, Service- oder Maintenance-Teams oder generell da, wo eine zügige Bearbeitung von Teilaufgaben zu Erzeugung von Wert wichtig ist. Kanban kann aber auch in der Produktentwicklung oder zum Portfoliomanagement eingesetzt werden (Kanban Flight Levels).
Mit Kanban kann man Arbeit in Teams oder über Teams hinaus visualisieren und effizient organisieren. Dabei fokussiert Kanban auf den Wertstrom – also die Frage, wo Wert für den Kunden / das Unternehmen geschaffen wird und die dazu notwendigen Prozessschritte. Kanban schafft enorme Transparenz und zielt darauf ab, die Arbeit “im Fluss” zu halten, Engpässe zu erkennen und zu beheben. Gemeint ist hier die Kanban-Methode nach David J. Anderson, der sich an Kanban aus dem Toyota-Produktionssystem anlehnt und Elemente aus der Lean Production, der Engpasstheorie und dem Risikomanagement für die IT übernommen hat.

Design Thinking: Design Thinking dient dazu, Innovationen zu schaffen oder innovative Lösungsansätze für schwierige Probleme zu finden. Design Thinking ist eine Innovationsmethode, die Analytik, Kreativität und Empathie in einem klar strukturierten Prozess miteinander verknüpft und binnen kurzer Zeit zu innovativen Lösungsansätzen führt. Im Zentrum der Methode steht das Verständnis der echten Probleme von Kund*innen durch Empathie. Die Bedürfnisse der Zielgruppe werden konsequent in den Mittelpunkt gestellt.
Die Methode wurde an der Stanford University entwickelt und orientiert sich am Vorgehen im Produktdesign. Kernelemente sind ein interdisziplinäres Team, ein iterativer Prozess – also kein lineares Vorgehen – und ein kreativer Raum. Der Prozess läuft in 5-6 Phasen ab, wobei die Erkenntnisse aus jeder einzelnen Phase rekapituliert und evaluiert werden. Durch den kontinuierlichen Lernprozess ist die Abfolge der Phasen nicht immer gleich. Am Ende des Prozesses steht ein getesteter Prototyp, der eine Lösung für das im Prozess definierte Kundenproblem darstellt. Für einen Design-Thinking-Prozess könne temporäre interdisziplinäre Teams gebildet werden.

Was macht agile Methoden erfolgreich?

Der Erfolg von Scrum, Kanban und Co. hängt davon ab, wie ernst die in den Methoden geforderten Werte und Prinzipien genommen werden. Denn nur durch eine veränderte Arbeitshaltung kann agiles Arbeiten sein volles Potential entfalten und einen positiven Effekt auf die Wertschöpfung haben. Wenn Formalismen dominieren, oder die Methoden stark abgewandelt werden, geht dieses Potential verloren. Um festzustellen, ob die eingesetzte Methode Sinn macht sollte auch hier regelmäßig inspiziert und adaptiert werden – Hilft uns die Methode? Welche Effekte hat der Einsatz der Methode?

Wie setze ich agile Methoden erfolgreich ein?

Welche Methode zum Einsatz kommt, ergibt sich aus dem Problem, das man lösen möchte. Wenn beispielsweise in einer Abteilung viele Routinearbeiten erledigt werden, die wenig enge Zusammenarbeit und kein empirisches Vorgehen erfordern, ist Scrum eher nicht passend. Darüber hinaus ist die bestehende Unternehmenskultur und -struktur mit zu berücksichtigen: Welche Methode ist bei uns realistisch umsetzbar? So ist etwa ein Scrum Team nur dann erfolgreich, wenn die geforderten Rollen umgesetzt werden können. So sollte zum Beispiel die Vorgesetzte nicht gleichzeitig die Product Ownerin sein und dazu teilweise noch die Scrum Master-Rolle übernehmen.

Die einzelnen agilen Methoden können auch miteinander kombiniert werden: So kann ein Design Thinking-Prozess auch in einem Scrum-Team eingesetzt werden, um neue Produktideen zu generieren und zu evaluieren, die anschließend in Scrum umgesetzt werden. Scrum-Teams wiederum nutzen häufig Kanban, um die Arbeit innerhalb ihres Sprints umzusetzen.