„Weißt du, wir finden die Chancen der Digitalisierung super. Wir wollen unseren Mitarbeitenden ermöglichen, dass sie weiterhin remote arbeiten können. Aber gleichzeitig befürchte ich, dass die Zusammenarbeit darunter leidet. Also wäre es schon besser, sie kommen ins Büro. Zu geregelten Zeiten. Um sich auszutauschen, Ideen zu entwickeln, sich gegenseitig zu inspirieren. Deswegen bin ich gerade ratlos: Wie viel Bürozeit muss ich vorgeben, wie viel Freiraum darf ich lassen, um ein gutes Arbeitsklima zu schaffen, um effiziente Ergebnisse zu erlangen? Was meinst du? Kriegen wir das überhaupt gelöst?“
Wahrscheinlich kennst du diesen Zwiespalt, zumindest die Diskussion, ebenfalls: Wie viel Freiraum ist richtig und nötig, um einerseits motiviert, andererseits als Team und effizient miteinander zu arbeiten?
Eine pauschale Antwort hatte ich nicht für Paul, Geschäftsführer eines großen mittelständischen Unternehmens. Aber ich verstand, wo Paul das Problem sah: Etwas musste sich ändern. Damit sie gemeinsam voller Motivation Vollgas geben können und nicht alle im stillen Kämmerlein alleine vor sich hin und vor allem in verschiedene Richtungen rennen.
Doch im Endeffekt war das nicht das eigentliche Problem …
Was schränkt euch ein?
In einem Workshop versuchten wir, die Herausforderung des Unternehmens gemeinsam zu verstehen: ,Wie kriegt ihr ein hybrides, effizientes Arbeits-Setup hin?’ Die Workshop-Teilnehmer:innen waren allesamt aus dem Team, nicht aus der Führungsetage. Und das Arbeitsklima war überwältigend. Schnell war mir klar: Das Problem war nicht die Zusammenarbeit, waren nicht die fehlenden Lösungsansätze im Team – die konnten das super alleine. Im gemeinsamen Austausch sind viele tolle, innovative und produktive Lösungen und Chancen zur neuen Produktentwicklung entstanden. Die Mitarbeitenden hatten Spaß, waren wahnsinnig engagiert, ihr Unternehmen voranzutreiben. Alle, ausnahmslos. Sie haben sich gegenseitig Rückenwind gegeben, sich gegenseitig angesteckt, motiviert, angetrieben. Sie haben die Potenziale und die Organisation der hybriden Arbeit gemeinsam erschlossen. Und selbst gemerkt, wie besonders diese Stimmung zwischen ihnen ist. Wie produktiv. Wie wertvoll. Wie wertschätzend. Ich habe selten so eine Energie und so einen Teamspirit erlebt. Hatte richtige Gänsehaut-Momente.
Mein Fazit: Dieses Unternehmen hat kein Problem mit hybrider Zusammenarbeit der Teams. Das eigentliche Problem, das das Unternehmen hat, ist eines der Führung.
Brecht die Schranke auf!
„Das Problem ist eure Schranke. Ihr habt noch die vergangene Führungskultur im Kopf: Command and Control. Ihr traut euren Mitarbeitenden zu wenig zu.“ Den Führungskräften klappten die Kinnladen herunter. Schock. Dann Verwunderung. Ich habe ihnen von der Energie, den Gänsehaut-Momenten während des Workshops erzählt. Von dem Maschinenbediener, der die progressivsten Vorschläge gebracht hat. Von der jungen Mitarbeiterin, die echte Potenziale aufgedeckt hat. Neue Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten für das gesamten Unternehmen, mit Weitblick. „Die schaffen das. Ihr braucht uns gar nicht. Hört einfach auf eure Mitarbeitenden!“
Wow. Damit hatte weder Paul noch eine andere Führungskraft gerechnet. Der Typ, der den ganzen Tag an der Maschine steht, hat so smarte Einfälle? Die Mitarbeiterin, die ständig in meine Arbeit pfuscht und dauernd auf Veränderung pocht, macht das, um das Unternehmen voranzubringen?
Freie Bahn fürs Team
Dieses Gespräch war der Moment, in dem ich noch einmal Gänsehaut bekommen habe. Diese erschütternde Erkenntnis, als ich der Führungsriege den Spiegel vorgehalten habe: Hey, ihr habt nicht das Problem der hybriden Zusammenarbeit, weil euer Team mehr Führung braucht. Sondern: Ihr macht euch das zum Problem. Weil eigentlich schon alles da ist. Ihr müsst einfach nur vertrauen. Die Schranke öffnen, das beschränkte Denken, mit dem ihr euer Team momentan kontrolliert. Lasst sie gemeinsam auf die Reise gehen, ohne Bremsklötze, und sie nutzen ihre Schwarmintelligenz als Turbo. Ziehen sich gegenseitig mit. Und erschließen so gemeinsam neue Wege, neue Chancen und Möglichkeiten für euer Unternehmen!
Dieses Beispiel war nur eines von vielen aus meiner täglichen Arbeit bei MAERA. Oft ist dein vermeintliches Problem gar nicht das Problem, sondern vielmehr eine Chance. Ungenutztes Potenzial, das du freisetzen, das du nutzen kannst.